In der Hafencity

Seit mittlerweile sehr vielen Jahren baut Hamburg seine neue Hafencity, die morgens und Abends von der Pendlerbahn aus betrachtet mittlerweile schon ganz interessant aussieht. Nachdem es über viele Jahre vor allem Kräne, Bauwagen und Gruben waren, die man sehen konnte, nähert sich das 2008 begonnene Projekt der Fertigstellung. Was liegt da näher, als die neue Kamera einzuweihen und sich die Hafencity einmal näher anzuschauen? Und Hafengeburtstag war auch noch. Also auf zur neuen S-Bahn Station Elbbrücken und einmal zu Fuß durchs neue Viertel. Insgesamt, so viel kann ich schon mal verraten, ist das ein sehr angenehmer Fußmarsch, der bei schönem Wetter viel bietet.

Quelle: Open Streetmap Routing https://routing.openstreetmap.de

Der neue Haltepunkt passt jedenfalls mit seiner Architektur schon sehr gut zur Hafencity. Wenn man von der S-Bahn kommt, geht man über eine Brücke, die von Glas ummantelt ist und in die U-Bahn Station mündet, die man unten sieht. Bekanntermaßen fahren die S-Bahnen in Hamburg unterirdisch und die U-Bahn oberirdisch. Manchmal aber auch umgekehrt.

Bis jetzt reicht der Betrieb des Bahnhofs offenbar noch nicht, um die versprochenen Toiletten zu öffnen oder den vorgesehenen Kiosk zu betreiben. Wer auf das eine oder andere angewiesen ist, wird hier nicht fündig. Direkt hinter dem Bahnhof kommt man auch sofort in die Hafencity, und während man auf der hinteren Seite die lustige kleine Bauruine sieht (der „kleine Olaf“), wird auf der anderen Seite offenbar mit Tempo weiter und vor allem zu Ende gebaut. Die Architektur ist dabei so modern wie austauschbar – typisch hanseatisch oder gar hamburgisch ist hier genau gar nichts. Das könnte alles genau so in jeder anderen Großstadt stehen. Modern, schick, funktional und beliebig. Würde man hier jemanden mit verbundenen Augen hinführen und ihn nicht die Elbluft schnuppern lassen, er würde wohl raten müssen.

Das soll jetzt aber auch gar nicht negativ klingen. Die Hafencity hat auch ruhige kleine und sogar grüne Ecken, in denen man vor allem im Sommer gut verweilen kann. Die, wie man so schön sagt: Aufenthaltsqualität ist durchaus vorhanden.

Wenn man den diversen Immobilienportalen Glauben schenken darf, gibt es vor allem zwei Gruppen, die sich das Wohnen hier leisten können: die, na klar, sehr gut betuchten, die sich Wohnungen auch für siebenstellige Beträge kaufen oder für mehrere tausend Euro mieten können. Und zum anderen die Menschen, deren Wohnungen gefördert werden. Die mittlere Gruppe, die vielleicht eine eher normale Miete im Bereich von 30% des Einkommens sucht, fällt nach meiner Beobachtung hier leider raus.

Unterm Strich war ich doch sehr angetan von der Hafencity. Klar: es ist ein Viertel mit viel beliebiger Architektur und vor allem ist es noch sehr tot an vielen Ecken, wo es ganz klar noch kein Leben gibt wie in andern Stadtteilen. Ebenso dient der Wohnraum nicht wirklich dazu, um die Wohnungsnot zu lindern, dafür ist er schlicht zu teuer.

Aber schick ist es schon.